Kommunale Wärmeplanung

Mit rund 60 % des Endenergieverbauchs stellt der Wärmesektor den größten Hebel für die Energiewende dar. Die Transformation des Wärmesektors ist somit essenziell für die Erreichung der Treibhausgas-Neutralität Deutschlands bis 2045.

Mithilfe der kommunalen Wärmeplanung (KWP) sollen Städte und Gemeinden eine klimaneutrale, kostengünstige und sichere lokale Wärmeversorgung planen. Die KWP erfordert lokale und individuelle Lösungen. Entscheidend ist jedoch, praktikable und finanzierbare Lösungen anzubieten, welche auf Standards beruhen und nachvollziehbare, verlässliche Informationen bieten.

Grundsätzlich sollte die Wärmeplanung das gesamte Gemeindegebiet umfassen und die

  • privaten Wohngebäude
  • kommunalen Liegenschaften
  • gewerblichen Gebäude

darstellen.

Wir unterstützen Sie bei:

 

Schritt 1: Bestandsanalyse

Unsere Bestandsanalyse erfasst die Wohn- und Nichtwohngebäude aller Baualtersklassen und Nutzungsformen (private Haushalte, kommunale Gebäude, Industrie sowie Gewerbe, Handel und Dienstleistung)

Zentrale Fragen sind:

  • Wie hoch ist der Bedarf an Raumwärme und Warmwasser?
  • Wie viel Prozesswärme braucht die örtliche Industrie?
  • Aus welchen Quellen wird der derzeitige Verbrauch gedeckt?­

Für das Bundesland Hessen haben wir Daten aus dem Marktstammdatenregister (MaStR), dem Zensus 2022 und dem Solar-Kataster Hessen bereits aufbereitet. Daten zum Wärmeatlas Hessen (WAH) und den Schornsteinfegerlisten müssen von der Kommune bei der LEA Hessen und dem LIV Hessen angefordert werden.

Diese Daten werden in unsere GIS-basierte kommunale Wärmeplanung überführt und stehen dort für vielfältige Auswertungen und Analysen zur Verfügung.


Die Informationen zur Infrastruktur, wie Nah- und Fernwärme, Gasnetz und Gasspeicher sowie die Steuerungszentralen, müssen uns von den Stadtwerken und den Verteilnetzbetreibern übergeben werden. Mit den tatsächlichen Verbrauchsdaten der Stadtwerke können wir dann die Bedarfe bei der Potenzialanalyse und dem Aufbau von Szenarien für die Wärmeversorgung validieren und präzisieren.­

 

Schritt 2: Potenzialanalyse

Im zweiten Schritt werden auf Basis der öffentlich zugänglichen Datenquellen die Potenziale für alle Formen der zur Wärmebereitstellung nutzbaren regenerativen Energien ermittelt. Eine bewährte Form zur Ermittlung der geeigneten Flächen für die Erneuerbaren ist die Formulierung von Ausschlusskriterien. Bei den Potenzialen geht es zunächst um jene, die technisch möglich sind. Ob sie wirtschaftlich realisierbar sind, klärt sich in einem weiteren Schritt.

Die größten Potenziale ergeben sich aus Erdwärme, Sonnenenergie, Windenergie und aus der Abwärme industrieller Prozesse und des Abwassers.

 

Schritt 3: Aufbau von Szenarien für die Wärmeversorgung

Teil des Zielszenarios ist die Berechnung welche Energieeinsparungen die privaten Haushalte, die Kommune selbst, Gewerbe, Handel, Dienstleistung und die Industrie in einem bestimmten Zeitraum beim Wärmeverbrauch leisten sollen, um das gesetzte Ziel zu erreichen. In diese Rechnung gehen mehrere variable Parameter ein, welche im Laufe des Projektes angepasst werden können:

  • demografische Entwicklung
  • veränderte Gewohnheiten bei der Nutzung der Gebäude
  • der energetische Status der Bestandsgebäude
  • das Tempo und die Tiefe der energetischen Sanierung
  • Veränderungen der örtlichen Industrie beziehungsweise veränderte Produktionsverfahren in der Industrie
  • veränderte Siedlungsdichte aufgrund von Neubauten, Umbauten oder Abrissen
  • veränderter Heiz- und Kühlbedarf infolge der bereits spürbaren globalen Erhitzung

Die Bestimmung dieser Parameter ist aufwendig und auch "individuell". Um ein einheitliches Vorgehen in ganz Hessen zu ermöglichen, ist von der LEA Hessen bis Anfang 2025 eine entsprechende Handreichung geplant.

Da wir regelmäßig an den "Sprechstunden zur KWP" teilnehmen, sind wir sehr nah an den Diskussionen und können die Vorgaben wahrscheinlich schnell in unsere GIS-Arbeitsumgebung und die Berechnungsmodelle integrieren.


 

Schritt 4: Erarbeitung von Handlungsstrategien und Maßnahmen

Wenn das Zielszenario steht, wird es räumlich konkret: Welche Umstellungen bei der Wärmebereitstellung stehen in den einzelnen Ortsteilen und Quartieren an? Wie passen das zuvor ermittelte Potenzial und künftige Bedarfe zusammen? Das bedeutet vor allem eine Frage zu klären: Eignet sich ein zusammenhängendes Gebiet für ein Wärmenetz oder sind dezentrale Lösungen für jedes einzelne Gebäude wirtschaftlicher?

Die erste dafür relevante Kennzahl ist die Wärmedichte. Sie ist eine Kennzahl zur Erstbeurteilung der Wirtschaftlichkeit eines Netzes der Nahwärme oder Fernwärme. Die Wärmedichte kann eine spezifische Leistungsgröße oder eine spezifische Energieverbrauchsgröße sein. Sie kann als Bezug zur Fläche des Versorgungsgebietes oder zur Trassenlänge gesetzt sein. Als Leistungsgröße beschreibt die Wärmedichte das Verhältnis der Summe der Anschlussleistungen zur Fläche im Versorgungsgebiet oder zur Trassenlänge. Statt der gesamten Anschlussleistung kann als Wärmedichte auch das Verhältnis des Gesamtwärmeverbrauchs der angeschlossenen Gebäude zur Fläche des Versorgungsgebietes bzw. der Trassenlänge bezeichnet werden.

Die Wärmedichte hängt von der Bebauungsdichte und der Bausubstanz ab. Je höher die Wärmedichte ist, desto besser ist die Wirtschaftlichkeit des Wärmenetzes. Diese Werte werden in unserem Gebäude-Material-Kataster berechnet und können im GIS vielfältig dargestellt werden. Laut Wärmedichte-Klassifizierung des Leitfadens Kommunale Wärmeplanung Baden-Württemberg besitzt ein Gebiet bei Werten über 1.050 MWh pro Hektar und Jahr [MWh/haxa] eine sehr hohe Wärmenetzeignung. Die aktuellen Werte können wir unseren Aufbereitungen zum Wärmeatlas Hessen (WAH) entnehmen. 

Im Laufe der weiteren Überlegungen richtet sich der Fokus aber auch auf kleinere räumliche Einheiten, die sich durch bestimmte Merkmale auszeichnen, zum Beispiel durch die Nutzungsform (Gewerbegebiet, Wohngebiet, Mischgebiet), das Alter der Gebäude, die Existenz eines Wärme- oder Gasnetzes, die überwiegende Art der Heizung und durch die Nähe eines potenziellen Großabnehmers für Wärme. Und schließlich: Wie können die bei der Potenzialanalyse identifizierten erneuerbaren Energien und Abwärmequellen für das jeweilige Wärmenetz dienstbar gemacht werden? An dieser Stelle klärt sich auch, welche Quartiere Anschluss an die Fernwärme erhalten sollen und welche dagegen für Niedertemperatur-Nahwärmeversorgungsnetze geeignet sind (siehe "Leitfaden kommunale Wärmeplanung – Vor Ort in die fossilfreie Zukunft starten").

 

Bürgerbeteiligung in der kommunalen Wärmeplanung

Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung sind wesentliche Teile unserer kommunalen Wärmeplanung. Wie die Öffentlichkeit informiert und in den Prozess einbezogen werden muss, ist im Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze (Wärmeplanungsgesetz - WPG) im Paragraph 7 und im Paragraph 13 geregelt.

Der Leitfaden Bürgerbeteiligung der LEA Hessen gibt einen Überblick über die Inhalte und das Zeitmanagement für die Öffentlichkeitsarbeit und beantwortet oft gestellte Fragen von Bürgerinnen und Bürgern zur Planung, zur Ausführung und zur Umsetzung der KWP:

  • Was bedeutet es für uns Bürgerinnen und Bürger, wenn der kommunale Wärmeplan vorliegt?
  • Wann gibt es konkrete Informationen über Anschlussgebiete?
  • Wo finde ich weiterführende Informationen?
  • Wer ist Ansprechperson bei der Stadtverwaltung?
  • Kann sich unsere Bürgerenergiegenossenschaft am Nahwärmenetz beteiligen?
  • Gibt es Übergangslösungen, wenn die alte Heizung vorher kaputt geht?
  • Wo und wie bekomme ich Unterstützung bei Anträgen auf Förderungen?
  • Welche Technologien werden bei der kommunalen Wärmeplanung berücksichtigt?

 


Die kommunale Wärmeplanung ist ein Prozess!

Mit der Erstellung des Wärmeplans erarbeitet die Kommune eine Strategie für eine erneuerbare, zukunftssichere Wärmeversorgung. Eine Aussage darüber, ob ein Wärmenetz umgesetzt werden könnte, hängt von vielen Faktoren ab (zum Beispiel Anzahl der Abnehmer, Investitionskosten).

Die kommunale Wärmeplanung soll durch verschiedene Daten Vorschläge zur Erschließung bestehender Wärme- und Energieeffizienzpotentiale liefern. Dafür sind viele Daten erforderlich, welche von uns bereits hessenweit aufbereitet sind.

Die KWP gibt erste Hinweise darüber, ob ein Gebiet das Potenzial für den Bau eines Wärmenetzes hat. Die im Wärmeplan definierten Versorgungsgebiete sind jedoch nicht verbindlich. Fragen zum Anschluss und dem Erschließen der Gebiete können daher erst zu einem späteren Zeitpunkt von Stakeholdern wie zum Beispiel Wärmeversorgern oder Netzbetreibern gegeben werden.


 

Ihre Ansprechperson bei UMGIS

  Martin Wacker

      Dipl.-Ing. Vermessungswesen 
      Telefon:    +49 6151 / 629 296-1
      E-Mail:     mwacker@umgis.de

  Julia Burkart

      B.Sc. Physische Geographie 
      Telefon:    +49 6151 / 629 296-8
      E-Mail:     jburkart@umgis.de

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